Der Betriebsrat und die IG Metall kritisieren auf der Betriebsversammlung den geplanten weiteren Personalabbau. Die Arbeitnehmervertreter#innen fordern das Management auf, Verantwortung für den Standort Hildesheim zu übernehmen.
In Hildesheim ist ein wesentlicher Teil der Entwicklung für die leistungsstarken Fahrzeugcomputer-Plattformen und spezielle Kompetenzen für das assistierte und automatisierte Fahren angesiedelt.
Die Arbeitnehmervertreter kritisieren den weiteren Personalabbau im Geschäftsbereich XC im Entwicklungszentrum in Hildesheim und an vielen anderen deutschen Standorten und Geschäftseinheiten:
Anfang 2024 ist seitens Arbeitgeber bereits ein Personalabbauprogramm initiiert worden. 950 Stellen sollten in Deutschland bis Ende 2025 abgebaut werden. Diese Maßnahme war schwer verdaubar für die Beschäftigten und die Arbeitnehmervertreter. Schließlich galt der Geschäftsbereich als DER Bereich mit DEN Zukunftsprodukten und -projekten mit großen Wachstumschancen. Erst in 2022 wurden mit viel Aufwand 2500 zusätzliche Entwickler in Deutschland eingestellt, um dieses Potenzial zu heben.
„Trotzdem haben wir als Betriebsrat verstanden, dass die Rahmenbedingungen schwierig sind und ein Umsteuern in einem veränderten Markt notwendig ist“, so Kerstin Mai, die Betriebsratsvorsitzende.
Nach intensiven Verhandlungen der Betriebsräte mit der Unterstützung der Beschäftigten, was der bundesweite Aktionstag am 20. März 2024 eindrucksvoll bewiesen hat, wurde Mitte Juli 2024 eine aus Sicht der Betriebsräte gute Vereinbarung dazu abschlossen.
„Das war vor 4 Monaten noch Stand der Dinge!“ erinnert Kerstin Mai die Geschäftsführung.
Am 22.11.24 wurden die Arbeitnehmervertreter und die Belegschaft des XC über eine weiteres geplantes Maßnahmenpaket informiert. In einer Presseerklärung erklärt das Unternehmen unter anderem: „Der Geschäftsbereich sieht weltweit einen Anpassungsbedarf von 3 500 Stellen bis Ende 2027 – davon etwa die Hälfte an deutschen Standorten. […] Wir sind uns der Verantwortung für unsere Beschäftigten bewusst – die erforderlichen Maßnahmen fallen uns nicht leicht, sind aber notwendig. Wir werden diese gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern und so sozialverträglich wie möglich gestalten.“
„Im Juli hatten wir noch die Hoffnung, dass die Zukunftsperspektiven weiterhin berechtigt sind“, so Kerstin Mai. „Jetzt sind wir in sehr großer Sorge, dass aus Kostengründen nicht nur die Arbeitsplätze der Mitarbeiter gefährdet werden, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des Standortes in Frage gestellt wird!“
Der Betriebsrat fordert das Unternehmen auf, seine Entscheidungen zu überdenken und nach alternativen Lösungen zu suchen, die sowohl die Interessen der Mitarbeiter als auch die Innovationsfähigkeit und damit Zukunftsfähigkeit der Standorte berücksichtigt. Es sei an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und die Mitarbeiter wieder als wertvolle Ressource anzuerkennen, anstatt sie als Kostenfaktor zu betrachten. „Wir vermissen hier eine kritische Selbstreflektion der Verantwortlichen“, stellt Kerstin Mai fest.
An dieser Stelle ist anzumerken, dass das Unternehmen nicht nur im Geschäftsbereich XC drastische Personalmaßnahmen ergreift, sondern viele Einheiten und Standorte im Bosch-Konzern von harten Einschnitten betroffen sind, Personalabbau und Kündigung von 40-Stunden-Verträgen. Auch diesbezüglich vermisst der Betriebsrat eine positive Kreativität des Managements zur Lösung der Probleme.
Auch wenn die konkrete Ausprägung dieser XC-Maßnahme für den Betriebsrat noch nicht transparent ist, so steht er aus der Hildesheimer Perspektive dieser Maßnahme besonders kritisch gegenüber. Dem Betriebsrat ist bewusst, dass der Nachbarbetrieb, das HiP, aktuell auch in einer schwierigen Situation ist. Beide Einheiten nutzen die Infrastruktur am Standort gemeinsam und massive Kürzungen betreffen immer beide Betriebe.
„Wir fordern, dass Bosch als der größte Arbeitgeber in der Hildesheimer Region sich dieser Verantwortung bewusst ist!“ nimmt Karoline Kleinschmidt, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Alfeld Hameln-Hildesheim, das Management in die Pflicht. „Wir werden uns zusammen mit den Kollegen#innen von HiP dafür stark machen, dass der Arbeitgeber das nicht vergisst.“
Bosch in Hildesheim muss leben!
Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, pflanzten die Arbeitnehmervertreter anlässlich der Betriebsversammlung am 5. Dezember 2024 auf dem Betriebsgelände einen Baum. Dieser Baum soll ein Symbol für Zukunftschancen, Nachhaltigkeit und lokale Verantwortung sein. Mit dem Baum werde eine Zeitkapsel eingegraben, der die Wünsche und Erwartungen der Belegschaft beigefügt sind.
Diese Aktion führten die Beschäftigten des Robert Bosch Entwicklungszentrums zusammen mit den Kolleg#innen des HiP durch und auch das Management beider Betriebe ist herzlich eingeladen diese Aktion zu unterstützen.
Der Geschäftsbereich XC ist innerhalb der Mobilitätssparte von Bosch verantwortlich für ein ganzheitliches Portfolio. Dieses reicht von zuverlässigen Außen- und Innenraumsensoren wie Kameras, Radar- und Ultraschallsensoren bis hin zu leistungsstarken Fahrzeugcomputerplattformen. Außerdem gehören modernste Software- und Service-Lösungen zu diesem Geschäftsbereich. Dieses umfasst erstklassige Produkte für assistiertes und automatisiertes Fahren und Infotainment im Fahrzeug.
Die Beschäftigten in Deutschland, überwiegend Entwicklungs- und Software-Ingenieure, sind über 5 Standorte mit jeweils unterschiedlichen Kompetenzschwerpunkten verteilt (Abstatt, Leonberg, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim).
Hildesheim muss leben! Betriebsversammlung bei Robert Bosch Entwicklungszentrum XC in Hildesheim.
Datum: 05.12.2024
Fotos: Achim Wirth
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