IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim
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23.04.2024, 12:04 Uhr

Betriebliche Gewerkschaftspolitik

KSM Castings Gruppe mit neuem Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrag

  • 23.11.2020
  • Aktuelles

Am 2. Juli 2020 schlug mit großem Schock bei der IG Metall und den betrieblichen Interessenvertretern die Nachricht ein, dass KSM Castings die Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Hildesheim angemeldet hatte.

Kampf um Beschäftigung bei KSM in Hildesheim. Foto: Heiko Stumpe.

Sehr schnell war sichtbar, dass der chinesische Gesellschafter mit großem Beratungsaufgebot von Ernst & Young und der Anwaltskanzlei GÖRG aus Berlin die Folgen der wirtschaftlichen Krise erst einmal ohne die Ideen der langjährig beschäftigten Vertrauensleute und Betriebsräte bewältigen wollte.

Die Restrukturierungspläne der Berater wurden den Gremien in Form eines sogenannten „Whitebooks“ auf knapp 80 Seiten am 12. August präsentiert. Es sah eine massive Reduktion beim Personal in Höhe von 396 Beschäftigen in der gesamten Gruppe und die Fokussierung auf Kernbereiche vor. Zugleich sollte an den vier deutschen Standorten der Gruppe bis ins Jahr 2025 jährliche Gewinnmargen von mindestens 6 Prozent sichergestellt werden. Gekoppelt werden sollte alles an den erneuten Abschluss eines Sondertarifvertrages, der bis zur Mitte der später beginnenden Tarifverhandlungen von Einbußen bei den Beschäftigten in Höhe von 18 Millionen Euro im Jahr ausging.

Arbeitgeberforderung

„Diese Forderung von 30 Prozent Entgeltverzicht pro Jahr zur Sicherung des Gewinns der Gesellschafter hatte von Beginn an, genau wie die massiven Abbaupläne beim Personal, keine Grundlage bei den Verhandlungen,“ resümiert der Betriebsbetreuer, Mathias Neumann beim Rückblick auf die 1. Tarifverhandlungen am 12. Oktober 2020.

Aus den vier Werken haben sich 21 Tarifkommissionsmitglieder in zähen Diskussionen, Verhandlungen und Kämpfen in insgesamt zehn Verhandlungen unter den besonderen Bedingungen der Pandemie mit den Beratern, die jeden Diskussionsstand in das 8000 km entfernte China übermitteln mussten, am 12. November 2020 auf einen 5-jährigen Tarifabschluss (2021 – 2025) einigen können.

Mitgliederentscheid

Darin enthalten ist nach einem Mitgliederentscheid unter anderem an allen vier Standorten, eine robuste Beschäftigungssicherung, eine Investitionszusage von über 95,1 Millionen Euro, ein den Tarifvertrag überwachender Steuerungskreis und eine Garantie der Berufsausbildung. Allein für den Hildesheimer Standort sind 52 Ausbildungsplätze für junge Menschen garantiert; aber auch im Bergischen Land und Wernigerode wurde die Berufsausbildung sichergestellt.

Auf der anderen Seite steht aber auch ein Entgeltverzicht, der an allen Standorten aufgrund der gegebenen Verhältnisse unterschiedlich ausfällt. Für den Hildesheimer Standort ist die Absenkung der Tabellenentgelte in Höhe von 2,9 Prozent in den ersten beiden Jahren, sowie die Halbierung des zusätzlichen Urlaubsgeldes und des „Weihnachtsgeldes“ sowie der Entfall der T-ZUG B „Einmalzahlung“ vorgesehen. Sie werden aber in den Folgejahren schrittweise reduziert. Die Gesamtbetriebsvereinbarung Treueprämie mit Zahlungen für langjährige Beschäftigte, wurde für die gesamte Laufzeit ruhend gestellt.

„Zehn Verhandlungen und Gespräche mit der Tarif- bzw. Verhandlungskommission haben die IG Metall im Betrieb mehr als sichtbar gemacht. Ohne die IG Metall im Haus hätte der chinesische Gesellschafter das Ideenkonzept des „Whitebooks“ 1:1 umgesetzt“, blickt Mathias Neumann, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim zurück. „Nur durch die gemeinsame Solidarität der Metallerinnen und Metaller ist es gelungen, einen Standort- und Beschäftigungssicherungstarifvertrag zu erreichen, der neben Einbußen im Portemonnaie auch eine Sicherheit für die Zukunft gibt, die eben ein Tarifvertrag geben kann.“

„Ohne unsere wertvollen, kreativen und engagierten betrieblichen IG Metall Kolleginnen und Kollegen wäre die Verhandlungskommission ein Bittsteller gegenüber dem Gesellschafter, dem Anwaltsbüro, der Unternehmensberatung und dem Arbeitgeberverband gewesen“, macht der Verhandlungsführer Norbert Kuck von der IG Metall Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt aus Hannover deutlich. „Die Zustimmung zum Tarifvertrag ist auch ein Ausdruck der Erwartungen der Beschäftigten an die Citic Dicastal Gruppe aus China, das Vereinbarte auch mindestens einzuhalten.“

Ein Dank geht an alle Kolleginnen und Kollegen, die sich in diesem Prozess nachhaltig durch ihr Engagement für die Zukunft der vier Standorte und vor allen Dingen den Standort Hildesheim eingesetzt haben.


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