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28.03.2024, 14:03 Uhr

Arbeitsplätze in der Industrie

Gießerei Pleissner in Elze schließt nach 119 Jahren

  • 31.07.2017
  • Aktuelles, Betriebe / Branchen

90 Industriearbeitsplätze werden in Elze durch die Insolvenz des traditionsreichen Unternehmens vernichtet.

Die Schmelzöfen bei Pleissner in Elze bleiben seit Ende Juli kalt. Ein Teil des industriellen Kerns der Wirtschaft ist für die Region verloren. Foto: Mike Wasner, 2017.

Die Traditionsfirma Pleissner in Elze, spezialisiert auf Grau- und Sphäroguss, wird zum 31. Juli 2017 geschlossen. Dadurch verlieren 90 Arbeitnehmer zum 30. September ihre Arbeitsplätze. Bereits zum 30. Juni war rund ein Drittel der Beschäftigten nach Hause geschickt worden. Seitdem werden nach und nach Arbeitnehmer von der Arbeit freigestellt. Die letzte Schicht verließ am Montag dieser Woche den Arbeitsplatz.

Noch im Juni 2016 verkündete der damals neue Eigentümer und geschäftsführende Gesellschafter Jens Waldek in einer Pressemitteilung: „Pleissner Elze ist eine Perle der deutschen Gießerei-Industrie und hat national und international ein hohes Potential am Markt!“ Knapp ein Jahr später stehen die Arbeitnehmer vor dem Nichts.

Das Unternehmen sah sich seit vielen Jahren einer äußerst ungewissen Zukunft gegenüber. Die Georgsmarienhütte hatte Pleissner nach der Insolvenz 2000 übernommen und 2012 an die Ergocast-Gruppe, einer auf Maschinen- und Handformguss spezialisierten Eisengießerei aus dem früheren Mannesmann Konzern, veräußert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Pleissner hohe Verluste hinnehmen müssen. Schließlich verkaufte die Ergocast-Gruppe 2016 Pleissner an Jens Waldek, der zu dieser Zeit seit mehreren Jahren Mitinhaber der MGF Metallguss Finsterwalde, eine ostdeutsche Aluminiumgießerei, war. Anlässlich des Erwerbs von Pleissner hatte er verlauten lassen, Pleissner sei „gut strukturiert und völlig schuldenfrei.“ Nur wenige Monate später, im März 2017, meldet er die Insolvenz von Pleissner an.

Die Beschäftigten von Pleissner, getrieben von ihren großen Sorgen über die eigene berufliche Perspektive, zahlten über viele Jahre einen hohen Preis. Sie hatten seit 2000 harte Einschnitte akzeptiert, in der Hoffnung, der jeweilige Eigentümer würde das Unternehmen tatsächlich sanieren. Die Realität ist eine andere. Keiner der jeweiligen Eigentümer investierte in das Unternehmen oder dachte daran, mit neuen Produkten am Markt zu agieren.

Für die Arbeitnehmer bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass ein Entgeltverzicht ohne verbindliche Zusagen zur Standortentwicklung nicht dazu beitragen kann, die Arbeitsplätze zumindest zu sichern noch zukunftsfähig zu entwickeln.


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