Zwei Verhandlungsrunden und anderthalb Monate haben die Arbeitgeber ohne ein eigenes Angebot verstreichen lassen. Bereits seit Juli ist die Forderung der IG Metall zur Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie bekannt: 8 Prozent mehr Entgelt für 12 Monate.
Trotz Vorschlägen, sich kurzfristig nach der zweiten Tarifverhandlung, bei der die Arbeitgeber ebenfalls nur leere Hände und Floskeln parat hatten, erneut zusammenzusetzen und der Aufforderung durch die Gewerkschaft, endlich in einen konstruktiven Verhandlungsprozess zu starten, erfolgte die dritte Gesprächsrunde erst am Tag des Auslaufens der Friedenspflicht. Zeitiger ist der Arbeitgeberverband nicht bereitgewesen an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Während die IG Metall sich weiter für den dauerhaften Erhalt der Kaufkraft der Beschäftigten und die Sicherung des privaten Konsums als Stütze der Konjunktur einsetzt, schlägt der Arbeitgeberverband eine Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro, gestreckt auf 30 Monate, vor – zu den Auszahlungsmodalitäten wollten die Arbeitgeber nichts sagen. Zu einem definierten prozentualen Angebot waren die Arbeitgeber ebenfalls nicht bereit und lassen so die Beschäftigten weiter im Regen stehen.
„Was NiedersachsenMetall heute präsentiert hat, geht auf keine Kuhhaut. Seit Monaten argumentieren wir, dass es in Anbetracht der gewaltigen Inflation und Preissteigerungen, gerade in den Bereichen der Energie- und Lebensmittelkosten, eine nachhaltige und somit deutliche tabellenwirksame Entgeltsteigerung braucht. Bis zum heutigen Tag kam dazu von der Arbeitgeberseite keine Regung – man hat sich über zwei Verhandlungsrunden in keiner Weise mit unserer Forderung auseinandergesetzt!“, schildert IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger. Heute müsse man nüchtern attestieren, dass das, was die Arbeitgeber nun mehr präsentiert haben, den Namen „Angebot“ nicht verdient. „Die Beschäftigten lassen sich nicht mit einer Einmalzahlung abspeisen. Jetzt ist genau das eintreten, was zu befürchten war: Nachdem Politik die Möglichkeit der steuerfreien Einmalzahlungen geschaffen hat, versuchen die Arbeitgeber sich nun dahinter zu verstecken. Allerdings wird vieles dauerhaft teuer, da ist eine Einmalzahlung ein Tropfen aus dem heißen Stein und schnell ausgegeben. Eine Einmalzahlung wiegt die monatlich gestiegenen Kosten nicht auf! Wir fordern 8 Prozent in die Tabelle für 12 Monate.“, so Gröger. Eine konkrete Tabellenerhöhung nicht zu benennen und im Gegenzug aber eine automatische Differenzierung sowie Variabilisierung von tariflichen Bausteine zu fordern, sei „inakzeptabel und nicht mehr als eine Schnapsidee, die fernab der Lebensrealitäten der Menschen liege, die täglich mit gestiegenen Fahrt- und Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben!“
Nochmal mehr zeige sich, dass die Arbeitgeberseite nicht bereit ist, den Problemlagen der Beschäftigten und ihrer unternehmerischen Verantwortung im Sinne ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausreichend gerecht zu werden. „Statt uns über Wochen hinzuhalten und auf Zeit zu spielen, hätten die Arbeitgeber bereits vorausgegangene Runden nutzen können, um uns diesen nicht diskussionswürdigen Vorschlag zu präsentieren. Dann hätten wir diesen bereits deutlich früher im Papierkorb entsorgen können. Unsere Antwort darauf ist heute - am Tag des Auslaufens der Friedenspflicht - klar: Warnstreiks sind unvermeidbar und starten bereits um Mitternacht!“, so der Metaller.
„An diesem Tag mit einem solch miesen Angebot um die Ecke zu kommen, ist schon eine Provokation in Reinform! Wir haben eine historische Aufgabe im Sinne der Beschäftigten zu lösen. Offenbar sind Warnstreiks das einzige Mittel, um die Arbeitgeber am Verhandlungstisch zu nachhaltigen Lösungen zu bewegen, die dauerhaft dem Reallohnverfall entgegenwirken. Ich sage ganz klar: Wir haben diese Eskalation nicht provoziert, werden diesen Konflikt aber deutlich und spürbar führen!“, fährt Gröger fort. Wann man zu einer weiteren Verhandlungsrunde zusammenkomme, sei derzeit offen. Jetzt werden erstmal tausende Metallerinnen und Metaller den Druck in Form von Warnstreiks erhöhen!
Quelle: IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Pressemitteilung vom 28. Oktober 2022, Nr. 86/2022
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